Bürgergeldempfänger gelten nicht als hilfebedürftig, wenn sie ein größeres Einfamilienhaus gebaut haben und dessen Wert zur Sicherung des Lebensunterhalts nutzen können - etwa durch eine mögliche Immobilien-Beleihung. Das hat das LSG Niedersachsen-Bremen entschieden. Das Gericht lehnte im Streitfall auch die Anwendung der zwölfmonatigen Karenzzeit für großzügigere Wohnverhältnisse ab.
Darum geht es
Dem Verfahren lag ein Eilantrag einer Familie aus dem Emsland zugrunde. Diese hatte ihr selbstbewohntes Hausgrundstück für 514.000 € verkauft, nachdem sie während des Bürgergeldbezugs ein neues Haus gebaut hatte.
Aufgrund des erzielten Verkaufserlöses hob der Grundsicherungsträger die Leistungsbewilligung auf. Demgegenüber vertrat die Familie die Auffassung, das neue Haus sei geschütztes Vermögen und dürfe nicht zur Deckung des Lebensunterhalts herangezogen werden.
Zudem berief sie sich auf die gesetzliche Karenzzeit von zwölf Monaten, während der auch großzügige Wohnverhältnisse voll finanziert werden müssten.
Wesentliche Entscheidungsgründe
Das Landessozialgericht Niedersachsen-Bremen hat die Auffassung der Behörde bestätigt.
Die Familie sei nicht bedürftig, da das neue Hausgrundstück mit 254 m² Wohnfläche und sieben Bewohnern kein geschütztes Vermögen darstelle.
Eine Verwertung des Vermögens zur Sicherung des Lebensunterhalts sei durch Beleihung möglich. Bei einem Verkehrswert von 590.000 € und einer Grundschuld von 150.000 € stehe ein unbelasteter Wert von 440.000 € zur Verfügung.
Die Berufung auf die gesetzliche Karenzzeit lehnte das Gericht ebenfalls ab. Die Regelung diene dem Zweck, dass Leistungsempfänger nicht sofort ihr angespartes Vermögen, etwa für die Altersvorsorge, aufbrauchen müssen, wenn sie nur vorübergehend auf Bürgergeld angewiesen sind.
Die Karenzzeit solle dabei helfen, plötzliche Härten abzufedern. Im vorliegenden Fall handele es sich jedoch nicht um eine unerwartete Notlage, sondern um langjährige Leistungsbezieher, die ihre Wohnsituation und ihr Immobilienvermögen optimieren wollten.
So habe die Familie als Verkaufsgrund des alten Hauses angegeben, die Entfernung zur Innenstadt sei ihnen zu weit gewesen.
LSG Niedersachsen-Bremen, Beschl. v. 07.01.2025 - L 11 AS 372/24 B ER
Quelle: LSG Niedersachsen-Bremen, Pressemitteilung v. 20.01.2025