OLG Hamm - Urteil vom 21.04.2022
4 U 39/22
Normen:
VO (EU) 2017/745 (MDR) Art. 7 Buchst. a); ZPO § 91 Abs. 1;
Fundstellen:
GRUR 2022, 1083
Vorinstanzen:
LG Dortmund, vom 25.11.2021 - Vorinstanzaktenzeichen 16 O 66/21

Irreführende Werbeaussagen über eine WundauflageVerstoß gegen eine MarktverhaltensregelAnwendung des sogenannten Strengeprinzips zum Schutz der VerbraucherGesundheitsbezogene Wirkungsangaben

OLG Hamm, Urteil vom 21.04.2022 - Aktenzeichen 4 U 39/22

DRsp Nr. 2022/8351

Irreführende Werbeaussagen über eine Wundauflage Verstoß gegen eine Marktverhaltensregel Anwendung des sogenannten Strengeprinzips zum Schutz der Verbraucher Gesundheitsbezogene Wirkungsangaben

1. Bei Art. 7 der Medical Device Regulation VO 2017/745 (= MDR) handelt es sich um eine Marktverhaltensregel i. S. v. § 3a UWG (im Anschluss an OLG Frankfurt, Urteil vom 02.12.2021 - 6 U 121/20, GRUR 2022, 581 - Heilerde zur Entgiftung).2. Das sog. "Strengeprinzip" kommt zum Schutz der Verbraucher nicht nur bei gesundheitsbezogener Werbung für Arzneimittel zur Anwendung, sondern auch, wenn Medizinprodukte, welche nur physikalisch wirken und nicht vom Körper resorbiert werden (hier: eine Wundauflage zur Aufnahme und Bindung von Wundexsudat), mit heilenden Wirkungen beworben werden (im Anschluss an OLG Frankfurt, Urteil vom 02.12.2021 - 6 U 121/20, GRUR 2022, 581 - Heilerde zur Entgiftung).3. Maßgeblich für die Frage, ob Werbeangaben gesundheitsbezogene Wirkungsangaben enthalten, ist das Verständnis des durchschnittlich informierten, aufmerksamen und verständigen Werbeadressaten (im Anschluss an BGH, Urteil vom 05.11.2020 - I ZR 204/19, GRUR 2021, 513 - Sinupret).