BAG - Urteil vom 14.09.2022
4 AZR 83/21
Normen:
AEUV Art. 267; GG Art. 74 Abs. 2 Nr. 12; TV LeiZ Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg v. 31.05.2017 Nr. 2.3;
Fundstellen:
AP A_G _ 1 Nr. 53
ArbRB 2022, 289
BB 2023, 371
EzA-SD 2022, 4
NZA 2023, 305
NZA-RR 2023, 168
Pressemitteilung des Bundesarbeitsgerichts Nr. 37 vom 14.09.2022
ZIP 2023, 375
Vorinstanzen:
LAG Baden-Württemberg, vom 18.11.2020 - Vorinstanzaktenzeichen 21 Sa 12/20
ArbG Stuttgart, vom 21.11.2019 - Vorinstanzaktenzeichen 28 Ca 3686/19

Überwiegende Parallelentscheidung zu BAG 4 AZR 26/21 v. 14.09.2022

BAG, Urteil vom 14.09.2022 - Aktenzeichen 4 AZR 83/21

DRsp Nr. 2022/14021

Überwiegende Parallelentscheidung zu BAG 4 AZR 26/21 v. 14.09.2022

Die Geltung eines Tarifvertrags nach § 1 Abs. 1b Satz 3 AÜG, durch den die nach § 1 Abs. 1b Satz 1 AÜG gesetzlich festgelegte Überlassungshöchstdauer abweichend geregelt wird, erfordert allein die Tarifgebundenheit der Entleiherin. Der Gesetzgeber hat den Tarifvertragsparteien der Einsatzbranche eine von den im Tarifvertragsgesetz vorgesehenen Arten von Tarifnormen (§ 1 Abs. 1 TVG) und deren Bindungswirkung (§ 3 Abs. 1 und Abs. 2, § 4 Abs. 1 TVG) abweichende Regelungsbefugnis eingeräumt. Für die Verleiherin und den überlassenen Arbeitnehmer gilt die tarifliche Regelung unabhängig von deren Tarifgebundenheit. Orientierungssätze: 1. Die Überlassungsdauer iSd. § 1 Abs. 1b AÜG ist nicht "arbeitsplatz-", sondern "arbeitnehmerbezogen" anhand der Dauer der Eingliederung des überlassenen Arbeitnehmers in die Arbeitsorganisation des Entleihers zu bestimmen. Diese gesetzgeberische Entscheidung ist mit Unionsrecht vereinbar (Rn. 12 ff.). 2. Ein Tarifvertrag der Tarifvertragsparteien der Einsatzbranche nach § 1 Abs. 1b Satz 3 AÜG muss eine konkrete zeitliche Grenze der Überlassungsdauer festlegen, durch die der vorübergehende Charakter der Arbeitnehmerüberlassung iSd. § 1 Abs. 1 Satz 4 AÜG gewahrt wird (Rn. 20 ff.).