BAG - Urteil vom 20.01.1994
8 AZR 269/93
Normen:
Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (in der von der Generalversammlung der Vereinten Nationen am 10. Dezember 1948 beschlossenen Fassung) Art. 12, Art. 13 Ziff. 2, Art. 16, Art. 26 Ziff. 3; BGB §§ 626, 1748 ; BundesvertriebenenGBundesvertriebenenG (in der Fassung vom 23. Oktober 1961 - BGBl. I S. 1883) § 3 Abs. 2; DDR: FGB § 70; DDR: Richtlinie Nr. 25 (des Plenums des Obersten Gerichts der DDR zu Erziehungsrechtsentscheidungen vom 25. September 1968 - GBl. der DDR II S. 847); EinigungsV Art. 20, Anl. I Kap. XIX Sachg. A Abschn. III Nr. 1 Abs. 4 Ziff. 1, Abs. 5 Ziff. 1, 2; G 131 (in der Fassung vom 13. Oktober 1965 - BGBl. I S. 1686) § 3; HäftlingshilfeGHäftlingshilfeG (in der Fassung vom 13. März 1957 - BGBl. I S. 168) § 2 Abs. 1; Internationaler Pakt über bürgerliche und politische Rechte (vom 19. Dezember 1966) Art. 12, Art. 17, Art. 18 Abs. 4, Art. 23, Art. 24 Abs. 1; KSchG §§ 4, 7, 13 ;
Fundstellen:
AP Nr. 1 zu § 626 BGB
AuA 1995, 39
BAGE 75, 266
BAGE 75, 267
BB 1994, 1359
DB 1994, 1474
EzA Art. 20 Einigungsvertrag Nr. 33
MDR 1994, 924
NJ 1994, 430
NZA 1994, 1026
RAnB 1994, 224 (Ls)
Vorinstanzen:
ArbG Berlin, vom 14.05.1992 - Vorinstanzaktenzeichen 90 Ca 5053/92
LAG Berlin, vom 26.02.1993 - Vorinstanzaktenzeichen 6 Sa 108/92

Kündigung nach Einigungsvertrag

BAG, Urteil vom 20.01.1994 - Aktenzeichen 8 AZR 269/93

DRsp Nr. 1995/918

Kündigung nach Einigungsvertrag

»1. Der Kündigungstatbestand in Anlage I Kapitel XIX Sachgebiet A Abschnitt III Nr. 1 Abs. 5 Ziff. 1 Einigungsvertrag (künftig: Abs. 5 Zif f. 1 EV) setzt eine vorsätzliche erhebliche Zuwiderhandlung gegen die Grundsätze der Menschlichkeit oder Rechtsstaatlichkeit voraus. 2. Ein Verstoß gegen die Grundsätze der Menschlichkeit oder Rechtsstaatlichkeit bestimmt sich nach dem materiellen Unrechtscharakter des Verhaltens des Gekündigten. Es kommt nicht darauf an, ob sein Verhalten durch geltende Gesetze oder obrigkeitliche Anordnungen erlaubt oder von der Strafverfolgung ausgeschlossen war. 3. Abs. 5 Ziff. 1 EV erfordert eine Prüfung, ob ein Festhalten am Arbeitsverhältnis wegen des früheren Verhaltens des Arbeitnehmers im Einzelfall unzumutbar erscheint. 4. Hat ein Jugendfürsorger die Klage auf Ersetzung der Einwilligung eines Elternteils zur Annahme an Kindes Statt nach § 70 Abs. 1 FGB-DDR betrieben, stellt das allein keinen wichtigen Grund nach Abs. 5 Ziff. 1 EV dar. Sollte ein von seiner Mutter in der DDR allein zurückgelassenes Kind gegen deren Willen adoptiert werden, sind die Absichten und Ziele des Jugendfürsorgers maßgebend, die seinen Maßnahmen zugrunde lagen. Verfolgte er vertretbar das Wohl des Kindes, schließt dies in der Regel einen Verstoß gegen die Grundsätze der Menschlichkeit oder Rechtsstaatlichkeit aus.«