BAG - Urteil vom 01.06.2022
5 AZR 28/22
Normen:
AEUV Art. 267; BDSG § 22 Abs. 2 S. 2 Nr. 5; BGB § 294; BGB § 297; BGB § 315 Abs. 3; ArbSchG § 3; ArbSchG § 4; TVK (i.d.F.v. 01.10.2019) § 7 Abs. 1; TVK (i.d.F.v. 01.10.2019) § 12 Abs. 1;
Fundstellen:
AP BGB _ 615 Nr. 170
ArbRB 2022, 195
AuR 2022, 328
BB 2022, 2419
DB 2022, 2605
DB 2022, 2802
DStR 2022, 1675
EzA BGB 2002 _ 615 Nr. 62
EzA BGB 2002 _ 618 Nr. 6
EzA-SD 2022, 5
MDR 2022, 1556
NZA 2022, 1387
Pressemitteilung des Bundesarbeitsgerichts Nr. 21 vom 01.06.2022
Vorinstanzen:
LAG München, vom 26.10.2021 - Vorinstanzaktenzeichen 9 Sa 332/21
ArbG München, vom 24.03.2021 - Vorinstanzaktenzeichen 19 Ca 11406/20

Anordnung der Vornahme von PCR-Tests im Rahmen des § 106 Satz 2 GewOAusübung billigen Ermessens beim Weisungsrecht gem. § 106 Satz 2 i.V.m. Satz 1 GewOErmessensausübung und Verhältnismäßigkeit des Eingriffs in die Grundrechte des ArbeitnehmersArbeitsschutzrechtliche Rechtfertigung der Anordnung von PCR-TestsKein absoluter Vorrang des Datenschutzes vor dem Arbeitsschutz

BAG, Urteil vom 01.06.2022 - Aktenzeichen 5 AZR 28/22

DRsp Nr. 2022/9677

Anordnung der Vornahme von PCR-Tests im Rahmen des § 106 Satz 2 GewO Ausübung billigen Ermessens beim Weisungsrecht gem. § 106 Satz 2 i.V.m. Satz 1 GewO Ermessensausübung und Verhältnismäßigkeit des Eingriffs in die Grundrechte des Arbeitnehmers Arbeitsschutzrechtliche Rechtfertigung der Anordnung von PCR-Tests Kein absoluter Vorrang des Datenschutzes vor dem Arbeitsschutz

Der Arbeitgeber kann in Umsetzung der ihn treffenden arbeitsschutzrechtlichen Verpflichtungen nach § 618 Abs. 1 BGB iVm. § 106 Satz 2 GewO berechtigt sein, auf Grundlage eines betrieblichen Schutz- und Hygienekonzepts Corona-Tests einseitig anzuordnen. Orientierungssätze: 1. Die Anordnung, entsprechend einem betrieblichen Hygienekonzept PCR-Tests auf eine Infektion mit SARS-CoV-2 vorzunehmen, betrifft Ordnung und Verhalten der Arbeitnehmer im Betrieb, § 106 Satz 2 GewO (Rn. 25). 2. Nach § 106 Satz 2 iVm. Satz 1 GewO bilden die arbeitsschutzrechtlichen Vorschriften, die der Arbeitgeber mit Weisungen umsetzt, insoweit die Grundlage des Weisungsrechts. Geben die öffentlich-rechtlichen Arbeitsschutzanforderungen keine klar definierten Maßnahmen zwingend vor, hat diese Umsetzung unter Beachtung billigen Ermessens (§ 106 Satz 1 GewO) zu erfolgen. Sie kann in diesem Rahmen auch über die durch die Arbeitsschutzregeln vorgegebenen Mindeststandards hinausgehen (Rn. 22, 26).