BAG - Urteil vom 27.01.2011
2 AZR 744/09
Normen:
GG Art. 20 Abs. 2; GG Art. 28 Abs. 1 S. 1; BPersVG § 108 Abs. 2; BerlHG § 2 Abs. 3 S. 1; PersVG Berlin § 79 Abs. 1; PersVG Berlin § 81; PersVG Berlin § 82; PersVG Berlin § 83 Abs. 3 S. 3, 4; PersVG Berlin § 87 Nr. 8;
Fundstellen:
NZA 2012, 352
Vorinstanzen:
LAG Berlin-Brandenburg, vom 28.08.2009 - Vorinstanzaktenzeichen 8 Sa 612/09
ArbG Berlin, vom 27.01.2009 - Vorinstanzaktenzeichen 59 Ca 15088/08
ArbG Berlin, vom 27.01.2009 - Vorinstanzaktenzeichen 59 Ca 17820/08

Unwirksamkeit einer [außerordentlichen] Kündigung ohn Beteiligung des Personalrats bzw. Zustimmungsersetzung durch die Einigungsstelle; Verfassungskonforme Auslegung des § 83 Abs. 3 S. 3 PersVG Berlin

BAG, Urteil vom 27.01.2011 - Aktenzeichen 2 AZR 744/09

DRsp Nr. 2011/10251

Unwirksamkeit einer [außerordentlichen] Kündigung ohn Beteiligung des Personalrats bzw. Zustimmungsersetzung durch die Einigungsstelle; Verfassungskonforme Auslegung des § 83 Abs. 3 S. 3 PersVG Berlin

Orientierungssätze: 1. Nach § 79 Abs. 1, § 87 Nr. 8 des Personalvertretungsgesetzes des Landes Berlin in der Fassung des Siebten Gesetzes zur Änderung des Personalvertretungsgesetzes vom 17. Juli 2008 (PersVG, GVBl. 2008, 206) bedarf die Kündigung eines Arbeitnehmers der vorherigen Zustimmung des Personalrats. Kommt eine Einigung nicht zustande, kann die Einigungsstelle angerufen werden. Gemäß § 83 Abs. 3 Satz 3 PersVG bindet deren Beschluss die Beteiligten. Eine ohne Zustimmung des Personalrats oder ohne deren Ersetzung durch die Einigungsstelle erklärten Kündigung ist unwirksam. Dies folgt aus § 108 Abs. 2 BPersVG. 2. § 83 Abs. 3 Satz 3 PersVG iVm. § 79 Abs. 1, § 87 Nr. 8 PersVG ist verfassungskonform dahingehend auszulegen, dass die Einigungsstelle über die Zustimmungsersetzung nicht nach einem Ermessensmaßstab, sondern strikt rechtsgebunden zu entscheiden hat und ihr Beschluss der vollen Überprüfung durch die Verwaltungsgerichte unterliegt. In dieser Auslegung genügt das Zustimmungserfordernis den verfassungsrechtlichen Anforderungen des Demokratieprinzips.