LSG Bayern - Beschluss vom 15.03.2022
L 8 AY 7/22 B ER
Normen:
SGG § 172 Abs. 3 Nr. 1; SGG § 144 Abs. 1 S. 1 Nr. 1; SGG § 173; AsylbLG § 3a Abs. 1 Nr. 1; AsylbLG § 3a Abs. 2 Nr. 1; SGG § 86b Abs. 1; SGG § 86a Abs. 2 Nr. 4; AsylbLG § 11 Abs. 4 Nr. 2; SGG § 86b Abs. 2 S. 2; SGG § 86b Abs. 1 S. 1 Nr. 2; AsylbLG § 9 Abs. 4 S. 1 Nr. 1; SGB X § 48 Abs. 1 S. 1; AsylbLG § 1 Abs. 1 Nr. 1 und Nr. 5; AsylG § 29 Abs. 1 Nr. 1; AsylG § 31 Abs. 6; AsylbLG § 1a Abs. 1; AsylbLG § 1a Abs. 4; AsylbLG § 1a Abs. 7 S. 2; AsylbLG § 1 Abs. 1 Nr. 5; VO (EU) 604/2013 Art. 18 Abs. 1 Buchst. d);
Vorinstanzen:
SG Würzburg, vom 18.11.2021 - Vorinstanzaktenzeichen S 18 AY 150/21 ER

Leistungsansprüche von Asylbewerbern bei Verpflichtung zur freiwilligen AusreiseKenntnis des Asylbewerbers von einer AusreiseverpflichtungBerechnung der Leistungshöhe gemäß dem AsylbLG für AsylbewerberAnsprüche gemäß dem AsylbLG bei abgelehntem AsylantragEinstweiliger Rechtsschutz bei Anspruchseinschränkung gemäß § 1a Abs. 7 AsylbLG

LSG Bayern, Beschluss vom 15.03.2022 - Aktenzeichen L 8 AY 7/22 B ER

DRsp Nr. 2023/5566

Leistungsansprüche von Asylbewerbern bei Verpflichtung zur freiwilligen Ausreise Kenntnis des Asylbewerbers von einer Ausreiseverpflichtung Berechnung der Leistungshöhe gemäß dem AsylbLG für Asylbewerber Ansprüche gemäß dem AsylbLG bei abgelehntem Asylantrag Einstweiliger Rechtsschutz bei Anspruchseinschränkung gemäß § 1a Abs. 7 AsylbLG

1. Auch für die Anspruchseinschränkung nach § 1a Abs. 7 AsylbLG ist im Wege der normerhaltenden teologischen Reduktion zu fordern, dass dem Leistungsberechtigten ein pflichtwidriges Verhalten vorzuwerfen ist.2. Die Vorwerfbarkeit des Unterlassens der freiwilligen Ausreise setzt voraus, dass der Leistungsberechtigte Kenntnis von seiner Verpflichtung zur freiwilligen Ausreise hat.

Tenor

I.

Auf die Beschwerde des Antragstellers wird der Beschluss des Sozialgerichts Würzburg vom 18. November 2021 abgeändert und die aufschiebende Wirkung des Widerspruchs des Antragstellers gegen den Bescheid des Antragsgegners vom 26. Oktober 2021 angeordnet. Im Übrigen wird die Beschwerde zurückgewiesen.

II.

Der Antragsgegner hat neun Zehntel der außergerichtlichen Kosten des Antragstellers zu erstatten.

III.

Dem Antragsteller wird für das Beschwerdeverfahren Prozesskostenhilfe ohne Ratenzahlung bewilligt und Rechtsanwalt B, B Straße, B beigeordnet.

Normenkette:

SGG § 172 Abs. 3 Nr. 1; SGG § 144 Abs. 1 S. 1 Nr. 1; SGG § 173; AsylbLG § Abs. Nr. ;