LAG Hamm - Urteil vom 19.05.2008
8 Sa 288/08
Normen:
BGB § 626 Abs. 2 ; BetrVG § 102 ;
Vorinstanzen:
ArbG Bochum, vom 29.08.2007 - Vorinstanzaktenzeichen 5 Ca 1510/07

Außerordentliche Kündigung; Zweiwochenfrist; Verzögerung durch überflüssige Aufklärungsmaßnahmen; Zurechnung von Organisationsverschulden; unvollständige Betriebsratsanhörung bei fehlenden Angaben zur Einhaltung der Zweiwochenfrist

LAG Hamm, Urteil vom 19.05.2008 - Aktenzeichen 8 Sa 288/08

DRsp Nr. 2008/18366

Außerordentliche Kündigung; Zweiwochenfrist; Verzögerung durch überflüssige Aufklärungsmaßnahmen; Zurechnung von Organisationsverschulden; unvollständige Betriebsratsanhörung bei fehlenden Angaben zur Einhaltung der Zweiwochenfrist

»1. Versäumung der Zwei-Wochen-Frist des § 626 Abs. 2 BGB bei ersichtlich überflüssigen Aufklärungsmaßnahmen a) Verteidigt sich der im Automobilwerk tätige, zu einer Verdachtskündigung angehörte AN gegenüber dem Vorwurf eines versuchten Diebstahls mit dem Einwand einer Personenverwechselung, so wird der Lauf der Zwei-Wochen-Frist des § 626 Abs. 2 BGB nicht durch zusätzliche Aufklärungsmaßnahmen gehemmt, mit denen der konkrete Wert der angeblich beim AN vorgefundenen Kfz-Teile (Anlasser) sowie deren Herkunft aus laufender Produktion oder Lager geklärt werden soll. b) Überlässt der Arbeitgeber die Aufklärung auffälliger Sachverhalte einem eigenständig handelnden Ermittlungsdienst, ohne sicher zu stellen, dass in Zweifelsfällen Rückfrage bei der für Kündigungen zuständigen Personalabteilung gehalten wird, so liegt hierin ein eigenes Organisationsverschulden mit der Folge, dass sich der Arbeitgeber so behandeln lassen muss, als habe er Kenntnis vom Kündigungssachverhalt zu einem Zeitpunkt vor Durchführung der überflüssigen Aufklärungsmaßnahmen erlangt.