LSG Chemnitz - Beschluss vom 31.01.2013
7 AS 964/12 B ER
Normen:
SGB II § 7 Abs. 1 S. 1, 2; SGG § 86b Abs. 2; AEUV Art. 18, 21; Richtlinie 2004/38/EG Art. 24 Abs. 2; VO (EG) Nr. 883/2004 Art. 4;
Vorinstanzen:
SG Leipzig, vom 24.08.2012 - Vorinstanzaktenzeichen 19 AS 2585/12

Arbeitnehmer; Arbeitssuche; Aufenthaltsrecht; Freizügigkeitsbescheinigung; gewöhnlicher Aufenthalt; Hilfebedürftigkeit; Privatkredit; Zuwendungen Dritter

LSG Chemnitz, Beschluss vom 31.01.2013 - Aktenzeichen 7 AS 964/12 B ER

DRsp Nr. 2013/3013

Arbeitnehmer; Arbeitssuche; Aufenthaltsrecht; Freizügigkeitsbescheinigung; gewöhnlicher Aufenthalt; Hilfebedürftigkeit; Privatkredit; Zuwendungen Dritter

1. Der Ausschlusstatbestand des Art. 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II verstößt gegen höherrangiges Recht, nämlich Art. 18 und 21 AEUV bzw. den Gleichbehandlungsgrundsatz des Art. 4 VO (EG) Nr. 883/2004. 2. Zu unterscheiden ist die europarechtliche Regelung zum Aufenthaltsrecht von Bürgern eines Mitgliedsstaates im Gebiet eines anderen Mitgliedsstaates der Europäischen Union in der Richtlinie 2004/38/EG von der europarechtlichen Regelung zum Zugang von Bürgern eines Mitgliedsstaats zu den sozialen Sicherungssystemen eines anderen Mitgliedsstaats der Europäischen Union in der VO (EG) Nr. 883/2004. § 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II hat die aufenthaltsrechtliche Regelung des Art. 24 Abs. 2 Richtlinie 2004/38/EG in nationales Sozialrecht umgesetzt. Falls es sich - wofür die Entscheidung des EuGH vom 04.06.2009 - C-22/08, C-23/08 spricht - bei Leistungen nach dem SGB II nicht um "Sozialhilfe" i.S.d. Art. 24 Abs. 2 Richtlinie 2004/38/EG handelt, mangelt es § 7 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 SGB II an einer europarechtlichen Rechtfertigungsnorm. Für den Fall, dass Leistungen nach dem SGB II "Sozialhilfe" im Sinne der Richtlinie sind, liegt ein Verstoß gegen Art. 4 VO (EG) Nr. 883/2004 vor.